Der Unidschungel

Vielleicht zur Erklärung vorweg: Ich studiere seit Oktober 2012 Publizistik- und Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien, bin also im dritten Semester.

PKW ist ein Massenstudium - Punkt. Denn daran gibt es nichts zu diskutieren, da mit mir über 900 andere Menschen begonnen haben. Das ist wohl auch der Grund, weshalb die geliebten STEOP-Veranstaltungen auch immer im AudiMax (kurz für: Auditorium maximum) abgehalten wurden, das massenhaft Lernwilligen Platz bietet. Ich selbst hatte eigentlich nie ein Platzproblem oder die Sorge keinen freien Sitzplatz mehr zu bekommen, was möglicherweise daran lag, dass viele der Inskribierten auf Vorlesungsstreams (Vorlesungen, die man sich zu einem beliebigen Zeitpunkt im Internet ansehen kann) zurückgegriffen haben oder der Meinung waren, dass sich ein Besuch nicht auszahlt.

Vermutlich war ich deswegen etwas verwöhnt und habe die Proteste auf Universitäten immer mit einem kritischen Blick beobachtet. Zumindest was den Platzmangel angeht, denn das die Uni mit Chaos und Bürokratie einen ganz speziellen Spießrutenlauf hervorbringt, wurde auch mir schnell klar. 

Zurück zum Platzangebot, denn auch ich wurde eines Besseren belehrt. In dieser Studienrichtung ist es vorgegeben ein Drittel des Studienumfangs aus freien Wahlfächern zu absolvieren. Meine schockierende Erfahrung geht mit der frei gewählten Vorlesung Entwicklungspsychologie einher. Um das Auffinden eines Raumes zu vereinfachen, wurde sogar eine eigene Website (siehe http://www.wegweiser.ac.at/univie/) eingerichtet wodurch ich wenigstens ein ungefähre Ahnung hatte wo sich der betreffende Hörsaal 41 - vergesse ich wohl nie wieder ;) - befindet. Als wäre es nicht genug mich dieser Schnitzeljagd stellen zu müssen, die auch noch unter Druck stattfindet, da ich nur eine kurze Zeitspanne zur Verfügung habe um von einer Vorlesung zur anderen zu hetzen, finde ich nach Öffnen der Tür was vor? Rücken.

Und zwar nicht Rücken von sitzenden Menschen, sondern Rücken, die Schulter an Schulter gedrängt stehen und versuchen einen Blick auf das Pult am Fuße des Hörsaales zu erhaschen. Als ich es geschafft hatte, mich ein wenig "hineinzuwurschteln", wurde mir das Ausmaß erst klar: Alle Plätze voll. Stufen voll. Einige Studenten saßen der Vortragenden sogar zu Füßen. Angeblich soll es aber nicht helfen diese anzubeten ;)

Noch ein wenig zum Titel dieses Posts..

Ich nehme einmal an, dass einige den Film "Girls Club" kennen in dem die Hauptfigur die Mall mit einem Dschungel vergleicht. So ähnlich fühlte ich mich während dieser Vorlesung. Denn sobald auch nur jemand einen Schritt zur Seite trat oder ein Taschentuch aus dem Rucksack kramte, fixierten diese Person neugierige Blicke in denen die Hoffnung schimmerte, dass ein Platz frei wird. Es ist wohl unnötig zu behaupten, dass es mir nicht anders ging als die Person vor mir scheinbar ihre sieben Sachen zusammenpackte, denn auch ich scharrte im bildlichen Sinn schon mit den Hufen um diesen Stehplatz zu ergattern, der wenigstens die Möglichkeit bietet einen Block abzulegen um Mitzuschreiben.

Die Frage, die sich mir nun stellt ist: Wie zur Hölle kann so etwas passieren? Auch die Vortragende war von der stickigen Situation nicht sonderlich begeistert und versicherte uns zu erfragen, ob es eine weniger kuschlige Möglichkeit gäbe. Meiner Meinung nach wäre eine Lösung die Vorlesung ebenfalls zu streamen, denn erfahrungsgemäß lassen sich dann weniger Studenten blicken. Zum Anderen gebe ich der Organisation selbst die Schuld, da es nicht möglich war sich vorab für die Vorlesung anzumelden wodurch eine Schätzung wie viele sich für diese Veranstaltung interessieren nicht möglich war. Worin der Sinn besteht die Zuhörendenzahl auf gut Glück zu bestimmen, bleibt mir verborgen und ich finde es unverantwortlich. Ob hier Studiengebühren eine Abhilfe schaffen würden lasse ich noch dahingestellt, aber diese Diskussion bietet schon mal interessanten Stoff für weitere Posts ;)

Ich jedenfalls habe meinem Ärger bzw. meiner Fassungslosigkeit hiermit Luft gemacht. Es steht Lesenden natürlich frei ihren eigenen Frust oder Erlebnisse in den Kommentaren festzuhalten.

Mögen die Lianen stets mit euch sein!