In den noch nicht vorhandenen Untiefen dieses Blogs schlummern derzeit 7 Entwürfe. Entwürfe heißt in meinem Fall aber nicht angefangen Beiträge, sondern reine Übertitel mit Themen zu denen ich eventuell einmal meinen Senf beisteuern möchte. Um eben nicht gänzlich darauf zu vergessen, habe ich sie einmal so abgespeichert und ruhen lassen. Bis ich entweder keine Lust mehr dazu habe und mich wie heute aufraffe um ein paar Worte in die unbekannten Sphären des Word Wide Webs zu senden.
Das Thema des schmalen Grats zwischen Selbstbewusstsein und Verschlossenheit beschäft mich eigentlich schon seit Jahren. Ich bin schon seit Kindesbeinen an ein zum Teil sehr nachdenklicher Mensch und das scheint sich wohl auch manchmal nach außen zu spiegeln. Ich könnte mich auch nicht erinnern, dass diese Schwankung jemals nicht vorhanden war. Aber vielleicht sollte ich einmal deutlicher werden und zum Punkt kommen, was ich denn überhaupt sagen möchte. Kurz und bündig? Manchmal bin ich offen und umarme meinetwegen fremde Menschen und das nächste Mal finde ich alle noch unbekannten Personen total doof und blocke ab. Na ja, fast kurz und bündig. Selbiges gilt für simple Dinge wie Leute oder Kellner ansprechen oder etwas fragen - zeitweise geht mir das locker-flockig von den Lippen und in anderen Moment schicke ich dann doch lieber meine Begleitung vor. Somit kommt es vor, dass mich manche, die mich nicht so gut kennen, für weitaus tougher und selbstbewusster halten als ich es tatsächlich bin. Ähnlich wie mit der Wirkung nach außen und dem Fühlen innerhalb, steht es auch um mein Selbstbewusstsein: Mit meiner äußeren Erscheinung bin ich nicht so zufrieden, aber gegen meine menschlichen und geistigen Qualitäten darf niemand so schnell ein schlechtes Wort sagen. Es scheint mir als schwanke ich zwischen selbstbewusstem Sonnenschein und grauem Mäuschen und als ob ich mich seit meiner Jugend nie für eine Seite entscheiden konnte.
Besonders bewusst wird mir das oft bei meiner besseren Hälfte, die absolut kein Problem hat auf fremde Personen zu zugehen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Und ich? Wenn das nicht mindestens ein Bekannter eines Freundes ist mit dem ich nun gezwungenermaßen am selben Tisch sitze - pfff, keine Chance. Vielleicht habe ich das typische Anmachproblem auf platonischer Ebene? Worüber soll ich denn reden? Und was, wenn die andere Person gar nicht mit mir reden will und sich fragt welche Irre sie denn jetzt von der Seite anlabert? Zugeben, das kann manchmal so richtig deprimierend sein. Noch dazu kann ich nicht mal erklären woran das liegt. Natürlich (ist es das?) ist es einfacher mit einer Person zu kommunizieren mit der man im selben Boot oder eben am selben Tisch sitzt - irgendein Grund, ob eine Geburtstagsparty oder sonst etwas wird schon existieren. Aber wenn nicht, dann rede ich auch eher nicht.
Meine Idee, einfach alle Menschen nicht zu mögen, hat jedenfalls nicht funktioniert. Ich bin zwar leicht paranoid und skeptisch, wenn ich mich in Menschenmenge aufhalte und immer wieder das Bedürfnis habe die Vollständigkeit meines Tascheninhalts zu kontrollieren, aber im Grunde mag ich diese Menschen eben doch und bin der Meinung, dass schon jeder eine nette Seite haben wird. Aufgrund dessen habe ich beschlossen mich hie und da "kleinen" sozialen Herausforderungen zu stellen. Im Herbst letzten Jahres war das für mich die #wienblogger autumn night 2014 zu der mich eine Bekannte, ebenfalls Bloggerin (oh, Wunder!), via Facebook eingeladen hat. Der Gedanke: Warum nicht? Neue Leute und zumindest ein ähnliches Basisinteresse. Der nächste Gedanke drehte sich dann schon eher darum welche Ausrede ich denn verwenden könnte um mich doch davor zu drücken. Wahrscheinlich hätte ich gar keine gebraucht und eine kurze Nachricht mit "sorry, kann heute doch nicht" hätte genügt, aber wie gesagt, habe ich mir schon jeher viel zu viele Gedanken gemacht. Außerdem wollte ich mir doch selbst beweisen, dass ich kein Schisshase bin und sehr wohl mit Fremden kommunizieren kann. Zu allem übel verspätete sie sich, aber da ich nicht länger doof allein in der Kälte rumstehen wollte, beschloss ich mich allein in die Höhle der Löwen zu wagen. Tief durchatmen.
Ergebnis des Abends war zwar, dass ich mich erst wieder hauptsächlich mit einer netten Kollegin verplaudert habe, die die Bekannte bereits kannte, aber ich habe es ebenfalls geschafft mich mit Wildfremden zu unterhalten. Und das Beste an der Sache: Es war ein wirklich toller Abend. Ich habe gelacht, fabelhaft gegessen und enorm viele Informationen und Tipps zu meinem Blog bekommen. Es scheitert zwar noch an der Umsetzung, aber hey, ich lerne ja noch ;-) Immerhin habe ich mich auch prächtig mit jenen Menschen unterhalten, die sich diese Woche spontan an unseren Tisch im Stammlokal gesetzt haben. Von Kärnten, über Medien und Football war einiges dabei. Manchmal tut es auch einfach gut sich mit neuen Gesichtern und Meinungen auszutauschen. Womöglich sollte ich das Ganze etwas sportlicher betrachten: wer nicht reden will, der soll eben schweigen oder wer nicht wagt, der nicht gewinnt. So ähnlich wie beim Flirten.
In einer Vorlesung meine ich einmal gelernt zu haben, dass sich der Charakter ab 30 nicht mehr wirklich verändert, vielleicht fürchten sich deshalb so viele unbewusst vor dieser Hürde. Ich für meinen Teil möchte aufgeschlossener und offener werden. Mir ist bewusst, dass ein Teil der Persönlichkeit genetisch bedingt ist, aber dann kann ich ja immerhin noch den Anderen nach meinen Vorstellungen formen.
In einer Vorlesung meine ich einmal gelernt zu haben, dass sich der Charakter ab 30 nicht mehr wirklich verändert, vielleicht fürchten sich deshalb so viele unbewusst vor dieser Hürde. Ich für meinen Teil möchte aufgeschlossener und offener werden. Mir ist bewusst, dass ein Teil der Persönlichkeit genetisch bedingt ist, aber dann kann ich ja immerhin noch den Anderen nach meinen Vorstellungen formen.