Dienstag, 29. Oktober 2013

Werde ich zu alt? Partyresitent oder beziehungsfaul?

Kaum zu glauben aber wahr - ich habe es am Samstag tatsächlich geschafft mal wieder ins Wiener Nachtleben einzutauchen. Eigentlich wollte ich nach einer glorreichen Runde Billard schon fast lieber in der Karaokebar sitzen bleiben - in meiner Freizeitkleidung, ganz gemütlich. Jeans, T-Shirt und Converse.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass das Wörtchen "gemütlich" zum Allwort für Paare wird. Es ist doch zeitweise viel zu viel Aufwand sich vom Sofa in die große, laute Welt hinauszubegeben, oder? Dazu müsste man sich doch glatt etwas anderes anziehen, wenn man nicht dem fraglichen Modetrend der Jogginghosen on the street nacheifern will und sich sogar die Haare kämmen.

Wie auch immer. Wir haben es an besagtem Abend immerhin schon vor die Tür geschafft. Puh! Nachdem ich mich breit schlagen ließ irgendwohin zu gehen und mein Outfit zu ignorieren, ging es auf zu den Stadtbahnbögen. Ja, natürlich hatte ich wegen meiner Kleidung etwas zu motzen. Ich bin zwar kein Girlygirl, aber gerade das Partyleben nutze ich doch gerne um mich mal wieder richtig in Schale zu werfen. Auch wenn mir mein Spiegelbild des Öfteren erst nicht zusagt und eine lose Haarsträhne die Frisur komplett ruiniert. Wer gestylt sein will, muss eben fluchen.


Warum dieses Bild? Ich dachte ein Post ohne Bild sieht doch langweilig aus ;)

Schon in der U-Bahn zeichnete sich schnell ab, dass Samstagabend war und je näher wir der Station unserer Location kamen, desto kürzer schienen auch die Röcke der jungen Mädels zu werden. Das behagt Frau, die sich in ihrer neuen lockeren Jean eigentlich so wohl fühlt, überhaupt nicht. Aufgrund dessen gab es vor dem Eingang auch kein Zittern vor einer Ausweiskontrolle, sondern eher vorm Stylecheck. Stellte jedoch kein Problem dar, also rein mit uns..

Zum Glück hatte ich wenigstens ein Umhängetasche, da ich dieses Tasche-beim-Tanzen-unter-der-Achsel-einzwicken als extrem störend empfinde. Schon bald galt das Motto: rein ins Getümmel, raus mit den Ellbogen! Das Lokal war doch recht voll und ich werde das Gefühl nicht los, dass ich immer, aber wirklich immer, genau an jener Stelle stehe wo alle Klonomanden unbedingt durch müssen. Nach einer Weile verdrehe ich meistens nur noch die Augen und trete von einem Fuß auf den anderen - wie eine arme beidbeinig linksfüßige Person, die von ihrere besseren Hälfte zum Tanzen genötigt wird.

Dabei tanze ich irrsinnig gerne, aber eben nur, wenn ich nicht dauernd angerempelt, mit Bier übergossen werde oder jemandem, natürlich unabsichtlich, auf die Füße trete. Und genau da stellte sich mir die Frage, die heute das Thema bestimmt: Wie zur Hölle habe ich das früher ausgehalten?

Ich hatte tatsächlich noch Zeit mir den ganzen herrlichen Samstag Zeit zu nehmen um ausgiebig zu baden, meine Nägel zu lackieren um die Hälfte beim Versuch kleine Patzer zu entfernen wieder zu ruinieren. Aber ich hatte ja Zeit um erneut zu beginnen. Es stellt sich für mich die Frage: Wo ist meine Zeit heute? Ist man irgendwann wirklich zu beschäftigt oder gönnt man sie sich einfach nicht?

Anschließend wurde der halbe Kasten auf der Suche nach dem perfekten Outfit auf den Kopf gestellt. Einen Bombeneinschlag aus Baumwolle zurücklassend, raste ich ins Bad, denn die Zeit wurde trotz der eigentlich langen Vorbereitungsphase knapp. Haare trocken, Make-up ins Gesicht farbeln und verdammt - der Nagellack war doch noch nicht ganz trocken. Die Haare saßen ausnahmsweise perfekt, nur diese eine Strähne gefiel mir überhaupt nicht. Kaum zupft man daran herum ist die komplette Frisur im Eimer - an dieser Situation hat sich bis heute leider nichts verändert. Es blieb aber nicht mehr viel Zeit also die Mähne einmal durchschütteln, den Nagel nochmal anpinseln und los. Wird schon keiner sehen, hauptsache die Zehennägel haben eine hochwertige Pediküre erhalten. Meine gutmütige Mama bekam meistens "Du weißt schon, wie immer, das Chaos im Bad mach ich dann morgen weg!" zu hören bevor die Tür in Schloss fiel.

Man traf sich mit den Freundinnen um noch rasch ein paar picksüße Alkopops an der Tankstelle zu besorgen und die Fete konnte steigen.. Nach dem großen Bammel vor einer Ausweiskontrolle wurden die Jacken überschwänglich an der Garderobe abgegeben. Falls man Jacken mit hatte, denn das kostete ja Geld. Heute werden gleich Schal und Haube hinzugeben, denn es ist ja kalt draußen und man hat überhaupt keine Zeit um eine Verkühlung auszukurieren.

Während dieser Lebensphase störte es mich nicht in einer Menschenmenge hin- und hergeschoben zu werden - vielleicht kam ja ein süßer Typ vorbei? Es wurde einfach getanzt, ohne Rücksicht auf Verluste. Auch die Partygänger, die ewig an der Bar brauchten um das letzte Kleingeld für ein Bierchen zusammenzukratzen störte mich nicht - war ich doch kein Stück besser. Heute halte ich dem Kellner oftmals nur noch einen Schein hin um nicht von der wartenden Menge hinter mir erdrückt zu werden. Des Weiteren wurde zu allem getanzt. Heute wird schon gemeckert, wenn der DJ den Wechsel von einem Lied zum nächsten Hit nicht sauber hinbekommt.

Ganz egal, denn es galt: je länger der Abend, desto cooler die Party!



Heute..
Heute ist manchmal um 2 Uhr Schluss und der Körper sehnt sich nach dem Bett. Nach all den Strapazen folgt ein Tag an dem ich nie wirklich wach werde und mich ständig in einer Art Trance zu befinden scheine, obwohl ich bereits endlos geduscht habe um den Geruch aus meinen Haaren zu bekommen. Am Alkohol kann es nicht liegen, denn auch diese Zeiten sind bei mir im Großen und Ganzen bereits  vorüber.

Ich könnte scheinbar ewig weiter darüber reden. Wie man sich heute denkt was die Kinder hier eigentlich machen wo man früher fest davon überzeugt war, dass das Alter doch total egal war und man nur Spaß haben wollte. Wird man mit dem Alter engstirniger? Vielleicht sind deshalb scheinbar mehr Teenager als sagen wir junge Erwachsene on tour? 

Fragen über Fragen. Hoffentlich kann ich die am Folgetag noch stellen, denn die Musik war natürlich so laut sein, dass man seinem Gegenüber ins Ohr brüllen musste, in der Hoffnung nicht heiser zu werden. Alles in allem kommt es natürlich auch darauf an in welchen Lokalitäten man sich bewegt und auch die Tagesverfassung spielt im Bezug auf Toleranz sicherlich eine Rolle.

Vielleicht ändert sich auch einfach nur das Partyverhalten oder manche würden auch sagen, dass man einfach erwachsen wird. Mit Anfang 20 tanze ich noch immer für mein Leben gerne, aber ich habe gerne etwas Platz, der für mehr als einen Ententanz ausreicht; mag gute Musik, die nicht von einem quatschendes DJ unterbrochen wird genauso wie einen gemütlichen (da ist das Wort wieder) Abend, der cocktailschlürfend mit Freunden und netten Gesprächen verbracht wird. Nicht mehr so oft wie früher aber doch, kann es auch mal gut tun einfach (peinlich) zu tanzen und die Sau rauszulassen um den Alltag, der einen mit einem eigenen Haushalt, Job, Uni usw. gern zu übermannen droht, einfach mal abzuschütteln. Egal, ob man sich für den Ententanz oder eine Rock'n'Roll-Performance entscheidet - je nach Platzangebot versteht sich ;)

Mit einer Flasche Wein für die ich nicht anstehen muss und warmen Popcorn, die noch nicht hunderte potentielle Mitnascher befummelt haben verbringe ich manchmal, oder vielleicht auch öfter, die Abende gerne mit meiner besseren Hälfte vor dem Fernseher um wieder mal nach der Hälfte des Films einzuschlafen. Wie alte Menschen das nun eben tun ;)

In diesem Sinne: Shake your boooty!

2 Kommentare:

  1. True story...

    Ich (m, 23) war auch so ein "Schwedenplatz" / "Stadtbahnbögentyp", der fast jedes Wochenende sternhagelvoll um 7 nach Hause gekommen ist... und oft genügend gesoffen habe um mich nicht mehr erinnern zu können, wie ich heimgekommen bin.

    Damals war ich schon froh, wenn meine Ausweise, Schlüssel, Handy und Geld noch bei mir waren.

    Heute?

    Heute bin ich froh, wenn ich nicht raus muss, sondern mein Bierchen gemütlich vor dem Fernseher genießen kann.

    Ein Bierchen, das ich genieße und nicht einfach so runterkippe.

    Ich werde alt. Manchmal bedauere ich mich selbst. Dann gehe ich irgendwann wieder mal fort und bin danach froh, dass ich mich nicht mehr jedes Wochenende dermaßen vollsaufen tu. :)

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    1. Ich habe mich einfach an weniger Dingen gestört. Volllaufen lassen war seltener meine oberste Priorität, wenn auch "party hard" und "saufen, saufen, saufen" natürlich mal die Mottos waren.

      Um mich weniger zu deprimieren, nenne ich es liebe erwachsen und nicht alt werden ;D Oder auch: Wir genießen heute anders :)

      Danke für deinen Kommentar!

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