Sonntag, 20. Oktober 2013

Musical: Sweeney Todd

Ein bisschen Kultur muss schon mal sein!

Um dieser Forderung nachzukommen, habe ich mich letzten Freitag in die Volksoper begeben. Aufgrund eines Abos konnte ich günstige Karten um 38 € ergattern, die mir einen Platz im vorderen Drittel des linken Parkettes verschafften.

Möglicherweise ging ich etwas unvoreingenommener als meine Begleiter an dieses Stück heran, da ich den gleichnamigen Film mit Helena Bonham Carter und Johnny Depp nicht kenne. Trotz allem hatte ich ein wenig Vorwissen was die Handlung angeht, denn auch ich sehe mir keinen Klassiker nur aufgrund dieser Bezeichnung an. Wobei man auch bei einer guten Beschreibung und einem bekannten Stück einen Reinfall erleben kann wie ich beispielsweise vor einige Jahren bei einer Vorstellung von Romeo&Julia im Burgtheater lernen musste.

Obwohl ich mich schon fast als fleißige Theatergängerin bezeichnen würde, habe ich die Volksoper am Wiener Gürtel noch nie von innen gesehen, aber meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Es handelt sich um ein prunkvolles und anmutiges Gebäude, dessen wahres Alter sich erst nach dem Eintritt vermuten lässt, da die Fassade einer Botoxwirkung um nichts nachsteht. Gekrönt wird der Abend von den sich tummelnden Menschen, die sich für diesen Anlass in Schale geworfen haben. Die meisten zumindest - ein paar Turnschuhrebellen finden sich immer wieder.

Letztes Jahr habe ich mir zum ersten Mal an Oper angesehen und musste feststellen, dass es nicht hundertprozentig mein Fall ist, weshalb ich über die Bezeichnung "Musical" bei Sweeney Todd sehr erfreut war. Damit komme ich auch schon zum Stück selbst (ja, ich bin ein wenig abgeschweift, ich weiß ;), denn es war absehbar, dass man den Darsteller trotzdem ihre eigentliche Gesangsrichtung anmerkte, was aber überhaupt nicht störte.

© Volksoper
Überhaupt lässt sich schon vorweg sagen, dass das Musical ein sehr unterhaltsames Spektakel darstellt. Das ganze begann schon mit einem herausragendem Bühnenbild, das meiner Erfahrung leider nun Bühnen ab einer gewissen Größe möglich ist.

Ein Bühnenbild erwacht zumeist erst zum Leben, wenn sich auch Schauspieler darauf bewegen und somit sollte wohl auch etwas über diese gesagt werden. Mein absolutes Highlight war Mrs. Lovett, die im oberen Bild rechts zu sehen ist. Ein wirklich stimmgewaltige Persönlichkeit neben der der Darsteller des Sweeney Todd manchmal etwas unterging. Jedoch kann ich von ihm nicht behaupten, dass er seine Rolle nicht gut ausgefüllt hat. Sein Gesicht hätte ich gerne etwas näher betrachtet womit das nächste 'Memo an mich' entsteht: Vielleicht doch mal Geld für Operngläser ausgeben :)

Als Figur der schrulligen Mrs. Lovett konnte ich mir Bonham Carter wirklich gut vorstellen. Manchmal frage ich mich wirklich, ob sie noch Rollen annimmt bei denen es sich nicht um verquerte, verwirrte - also Personen, die etwas durch den Wind sind - handelt. Zurück zum Thema..

Ebenso in ihren Bann gezogen hat mich die glasklare Stimme vom Schausteller des Toby. Mein einziger Kritikpunkt gilt dem Gruppengesang, da ich teilweise gewaltig die Ohren spitzen musste um den Text zu verstehen. Auf jeden Fall kam immer der Name "Sweeeeneeeeey Toooooooodd" vor ;)

© Volksoper
Wer die Geschichte kennt und wie dieses Bild auch andeutet, geht es blutig her beim Barbier in London. Die Darstellung der Mordszenen mit dem Tomatensaft-Blut (ich meine, dass Ketchup für so etwas zu dickflüssig ist ;) ist oft irrwitzig und obwohl es sich eigentlich um einen Mord handelt, gab es des Öfteren herzhafte Lacher im Publikum. Dies zeigt eindeutig, dass sich das Stück selbst mit einem Augenzwinkern betrachtet.

Zwischenzeitlich war ich froh kein wohlhabender Mann zu sein, der seine Kehle in die Hände eines Fremden legt um sich einer Rasur zu unterziehen. Hoch lebe die Technik - oder so!? Womöglich sind die Menschen heutzutage auch nur zu träge um sich für eine Rasur tatsächlich aus ihren Sesseln zu erheben. Schluss mit der Gesellschaftskritik, denn..

alles in allen habe ich mich in diesem Stück wirklich gut amüsiert und bin mit einem Ohrwurm hinausspaziert.

Und Vorsicht: bei der nächsten Pastete einen genauen Blick auf die Zutaten werfen!
(Vielleicht ist ja Pferd drin ;) 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen