Mittwoch, 29. Januar 2014

Faules Studentenpack

Gestern Vormittag befürchtete ich schon fast einen Tinnitus als mich eine Studienkollegin anrief und mir vollkommen überdreht und lautstark "Guten Mooorgeeeeeeeeeeeen!!!" ins Ohr brüllte um mir darauf folgend zu erzählen, dass sie heute morgen in Pyjamahosen ins Auto sprang und den Wiener Gürtel niederhupte um rechtzeitig zu einer Prüfung zu kommen.  Manch anderer hätte mit den Schultern gezuckt, sich die Decke geschnappt und wäre wieder ins Bett verschwunden um die Prüfung ein anderes Mal zu absolvieren. 

Ist das nun typisch oder untypisch für das Studentendasein? Ich würde mal so sagen: Wie man sich anmeldet, so studiert man. Vielerorts hört man, dass Studierende ein sehr relaxtes und entspanntes Leben führen, aber ich möchte hier nun mein kleines Plädoyer halten, dass das bei weitem nicht bei allen der Fall ist - wie es so schön heißt, soll man nicht alle über einen Kamm scheren.

Erst kürzlich habe ich mich mit zwei Kollegen unterhalten, die ebenso meinten, dass das Studienleben gar nicht so locker und lustig ist wie es einige annehmen - zumindest nicht, wenn man auch in einer absehbaren Zeit den Abschluss packen und möglichst noch passable Noten erreichen möchte. Das wird einem auf der Universität (ich kann nur von der Uni sprechen, da ich ein FH-Flüchtling [die bösen Menschen dort wollten keinen der heiß begehrten Plätze mit meiner Person belegen ;] bin) gar nicht immer so einfach gemacht. 

Jeder, der oder die sich mit Studierenden unterhalten hat, musste sich wohl schon eine Laier über sogenannte ECTS anhören. Ich will euch gar nicht großartig damit behelligen, es soll lediglich gesagt werden das man 6 Semester à 30 dieser Pünktchen machen sollte um innerhalb der Mindeststudienzeit, wie es so schön heißt, fertig zu werden. Zumeist stellt man sich diese aus Vorlesungen und Übungen zusammen, aber schon bei letzteren beginnt in meinem Studienfach (zur Erinnerung: ich studiere Publizistik) schon eine ganze eigene Pokerrunde, denn hierfür muss man Punkte setzen um andere Konkurrenten (in diesem Fall spricht von nicht mehr von Kollegen) auszustechen, wenn man einen bestimmten Kurs belegen möchte. Ein Pokerface hilft dabei nicht, da sich wie üblich alles online abspielt und man, wenns wirklich dieser Kurs um diese Uhrzeit sein soll, eine ganze Weile vor Anmeldeschluss nochmal checkt wie viele angemeldet sind, wie viele Punkte man gesetzt hat und beginnt zu hoffen. Hoffen, dass die Lehrveranstaltung notfalls jemanden von der Warteliste annimmt und man nicht ein Semester zurückfällt. Eigentlich wie bei Ebay.

Wir spielen also zu Semesterbeginn Ebay-Poker. Warum will jemand nun aber ganz genau diesen bestimmten Kurs belegen? Oder warum will ich das so? Nun ja, ich möchte nicht den ganzen Tag auf der Uni verbringen. Zumindest nicht mit jeweils zwei Stunden Pause zwischen zwei Einheiten in denen es sich nicht lohnt nach Hause zu fahren. Es gibt natürlich die Möglichkeit in der Zwischenzeit zu lernen, aber das mache ich lieber in meinen eigenen vier Wänden. Außerdem, und das mag wohl sehr studentisch klingen - lernen zwischen dem Lernen?

Dazu kommt, dass ich versuche wenigstens zwei Vormittage der Woche freizuhalten um zu arbeiten, denn das freizügige Uni-Party-Leben (Sarkasmus-Schild bitte an dieser Stelle hochhalten) muss ja auch finanziert werden. Genauso habe ich das große Bedürfnis auch noch den Haushalt, meine Familie, meine Freunde, meine Beziehung, und die Selbstentfaltung einigermaßen unter einen Hut zu bringen. Ergo: Ich für meinen Teil verbringe so ziemlich Montag bis Freitag wenigstens zu einem gewissen Teil in der Arbeit oder in einer Bildungseinrichtung von der ich mir dann Arbeit mit ins traute Heim nehme. 

Ob ich sie dann so schnell erledige wie ich es mir immer vornehme, kommentiere ich an dieser Stelle lieber nicht weiter ;) Ich möchte gar nicht leugnen, dass ich wohl wie einige andere in der Anfangsphase etwas zu wenig gemacht habe und jetzt versuche ein wenig aufzuholen. Auch mir geht zumeist in den oder besser gesagt vor den Prüfungswochen der Allerwerteste ein wenig auf Grundeis, was wohl auch daran liegt, dass ich mir immer (meine bessere Hälfte, ich weiß ganz genau, dass du jetzt grinst wie ein Honigkuchenpferd) und wirklich immer viel zu viele Sorgen mache. Im Panik machen und negativ Denken bin ich einsame Spitze! 

Manche mögen jetzt vielleicht denken, dass das wieder diese nervige Gesudere über das ach so stressige Unileben ist und das stimmt auch auf eine Art und Weise. Ich habs mir selbst ausgesucht - stimmt auch. Nur liebe Besserwisser: Viele von euch haben sich ihre Arbeit und ihr Leben auch selbst so zusammengestellt und ihr seid genauso am Jammern. Hier nun aber das Großartigste am ganzen Studentenleben: FERIEN. Ich muss gestehen davon haben wir ganz schön viel: Daumen mal Pi gute 5 Monate im Jahr. 

Ich für meinen Streber-Teil (ich gebs ja zu!) habe in diesen Semesterferien eine Vorlesung (die es tatsächlich nur in den Ferien gibt, stelle sich das Mal einer vor -.-) und nutze die dreimonatigen Sommerferien vorwiegend um zwei davon zu arbeiten und im September, also in der Nebensaison, wenigstens eine Woche Urlaub machen zu können und den Rest für die Zukunft auf die Seite zu legen. Meine Zukunftsplanung ist zwar nicht vollständig starr und fixiert, aber ungefähr sollte man sich Anfang 20 meiner Meinung nach doch eine Vorstellung machen wie es weiter gehen soll. Ich als Planungsfuzierin [Planungs-fuzi-erin], Kontrollfreak und Notizzettelliebhaberin tue das jedenfalls. 

Vor ungefähr 7 Jahren konnte ich mir vorstellen wie meine Mutter mit 24 Jahren Mama zu werden und eine Familie zu gründen. Heute tippe ich mir mit den Zeigefinger sachte gegen den Kopf (es könnte ja Wissen rausfallen oder das Werbewunder Radio) und frage dich welche gelbe Möglichkeit des Briefeinwurfs du übersehen hast, denn das wäre in nicht einmal zwei Jahren. Ich ziehe meinen größten Hut vor allen Eltern, die es schaffen neben der Kindererziehung zu studieren. Dasselbe gilt für Vollzeitarbeitende. Mit dem Blick in die Zukunft, auf das Alter (ja, ich bin noch jung, aber alt genug um zu wissen wie schnell die Zeit vergeht) und die Tatsache, dass ich vermutlich ein Master-Studium anschließen werde, da der allgemeine Tenor ist, dass der Bachelor nicht allzu viel wert ist, bekomme ich doch etwas Muffensausen. Hier kommt mein -benennen wir es etwas positiver - Planungstalent wieder voll durch, oder? ;)

Höchstwahrscheinlich mache ich mir wieder mal zu viele Gedanken, aber ich bin nun mal ein recht ehrgeiziger Mensch, der gerne etwas erreichen und trotzdem leben möchte. Denn bevor ich Kinder in die Welt setzte möchte ich viel erleben (manches geht ohne Kinder eben leichter) und etwas aufbauen in dem auch kleine Menschen gut leben können. Das alles braucht Zeit und deshalb möchte ich keine Langzeitstudentin sein. Wer sich aber damit wohl fühlt, kann natürlich trotzdem sein Glück finden und wird vermutlich strapazierfähige Nerven haben als ich ;)

Ich bin heute sichtlich sehr redselig (Prüfungen sind vorbei, ich hab Zeit dafür :) und möchte aber nun zum Ende meines Vortrags kommen. Ein Professor an meiner Schule meinte einmal, dass wir das Studentenleben unbedingt auskosten sollen, denn eine vergleichbare Zeit wird es nie wieder geben. Das trifft jedoch auf so ziemlich jede Zeit im Leben zu, deshalb schließe ich wie es sich für mich gehört mit ein wenig Melancholie..

In diesem Sinne möchte ich mich selbst an der Nase nehmen und auch einige Gleichgesinnten daran erinnern auch einmal das Leben zu atmen und sich etwas weniger Gedanken zu machen. Wie darf ich mir immer sagen lassen? Ach, bei dir geht doch eh immer alles gut. Da kann ich nicht mal widersprechen und da ich tief in mir drin ein lebensfroher Mensch bin, der kürzlich (wie vermutlich Millionen von anderen Nutzern eines sozialen Netzwerks) auf ein Video gestoßen bin, möchte ich damit fürs Erste Abschied nehmen:

Erinnerungen
 (hier muss man klicken und sich nach meinem Monolog glatt noch ein paar Minuten Zeit nehmen :)*

Man muss das Leben lieben um es zu leben.


*Ps.: Ich sagte doch ihr sucht euch genauso aus, was ihr mit eurer Zeit anstellt: selber Schuld! :)

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