Freitag, 28. November 2014

Erfahrung von Vorteil, aber nicht verpflichtend..

Generation Praktikum aus der Sicht einer Publizistik-Studentin

Ich kann schon gar nicht mehr zählen wie viele Bewerbungen ich bisher an die unterschiedlichsten Unternehmen geschrieben habe. Was jedoch verhältnismäßig auf ein bis zwei Händen abzuzählen ist, sind die Antworten. Fehlende Rückmeldungen verzeichne ich nicht nur auf Initiativbewerbungen, sondern sogar bei ausgeschriebenen Stellen. Die Frage, die sich bei mir dann zugleich stellt, ist ob ich dort dann überhaupt arbeiten wollen würde.. Anyway.

Dass es schwierig wird sich in der Medienbranche durchzusetzen, war mir von Beginn an klar. Im Oktober 2012 - als ich mit dem Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft begann - war ich froh einen Bürojob zu haben, der mir eine flexible Zeiteinteilung ermöglichte. Von dort schlitterte ich in einen Job bei der Bank von dem ich außer einer Sehnenscheidentzündung (und immerhin Geld) keine hilfreiche Erfahrung mit nach Hause nehmen konnte - besser als eine Lücke im Lebenslauf und immerhin habe ich etwas vorangetrieben - Job ist Job. Wer mich persönlich kennt, weiß was ich derzeit tue - vielleicht füge ich es einmal in diese kleine Chronik hinzu ;)

Zwischendurch schreibe ich immer wieder Bewerbungen an Medienunternehmen - genauer gesagt an die PR- und Werbebranche (Forschungsinstitute und Kommunikationsabteilungen von Unternehmen sind ebenso darunter). Wenn ich eine Antwort erhalte, verzeichne ich dieses Jahr schon soweit positive Erfolge als dass ich zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen werde. Das freut mich insofern besonders, da ich es mit meiner Bewerbung immerhin über die erste Hürde geschafft habe und die Hoffnung aufkeimt, dass die berühmte Aussage "Erfahrung von Vorteil, aber nicht verpflichtend" tatsächlich einmal zu meinen Gunsten ausfallen könnte.


Ich bin vor jedem Bewerbungsgespräch nervös und immer pünktlich. Vorbereitung um ein paar Fragen stellen zu können, gehört für mich dazu. Zumeist schaffe ich es wohl auch mehr Charisma zu zeigen als ich tatsächlich besitze und zumindest bei den letzen zwei Interviewsituationen gelang es mir wohl meine Begeisterung und meinen Willen zu verdeutlichen.

Vorwiegend trudelt nach etwa einer Woche die klassische E-Mail ein: 
"Sehr geehrte...,
vielen Dank für Ihr Interesse an unserem Unternehmen. Sie haben bei mir einen sehr sympathischen Eindruck hinterlassen, doch leider muss ich Ihnen mitteilen, dass wir uns für einen anderen Bewerber entschieden haben.

Für Ihren weiteren Weg wünschen wir Ihnen alles Gute,
XY".

Ich habe nicht nachgelesen, ich kann diese Floskeln wirklich schon auswendig. Zwischen den Zeilen lese ich als Erfahrungssuchende heraus, dass andere eben schon das ein oder andere Praktika absolviert haben (bzw. weiß es von direktem telefonischen Feedback oder "Informanten" ;)). Mein erster trotziger Gedanke: Verdammt, ich will doch auch endlich! An diesen Tagen bin ich frustriert und frage mich, ob denn niemand eine engagierte und lernwillige Mitarbeiterin haben will. In meinen bisherigen fünf Studiensemestern habe ich viele Kollegen getroffen, die ebenfalls über die Frage "Wie soll man Praxiserfahrung sammeln, wenn man nirgendwo anfangen kann?" sinnieren. Manchmal siegt aber auch; Kopf hoch und weiter fleißig bewerben - was auch sonst? :) Aufgeben gibt's hier nicht, wenn man ein Ziel erreichen will.

Geld reagiert die Welt? Kein oder kaum Geld scheint manche Praktika zu reagieren. Die Bezahlung in der Branche scheint manchmal recht fragwürdig, aber ich bin durchaus bereit für Praxiserfahrung keine Millionen zu verdienen. 600 € netto für eine 40-Stundenwoche sind da durchaus freundlich. Ich habe zwar von 8 möglichen Arbeitsjahren keine gefühlten 20 Jahre Erfahrung, aber von mir würde man dafür vollen Einsatz, eine kochfreudige Kollegin, Loyalität, schnelle Auffassungsgabe und Lernbereitschaft erhalten. Ich traue mich zu sagen, dass ich eine fähige und wirklich gute Mitarbeiterin bin, wenn man mir die Möglichkeit dazu gibt - das Prinzip des Forderns und Förderns finde ich treffend.

Ja, das hier ist ein wenig Frustabbau - offensichtlich. Ich bin aber nicht in überaus sarkastischer Laune, denn ich möchte eigentlich nur aufzeigen, dass es so viele engagierte junge und kluge Köpfe sind, die arbeiten und Leistung erbringen möchten. Den Kopf hängen lassen, bringt nichts, deswegen muss man sich eben (nicht nur in dieser Branche) immer wieder aufraffen und hoffen, dass die Gelegenheit bald kommt.

Toi toi toi!

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